Samstag, 1. September 2012

The City's all in red...

und Nein, Claus hat es nicht binnen einer Woche geschafft, Madison in ein linkes Lager zu verwandeln. Heute ist viel mehr der Saisonauftakt der Badgers, des Football-Teams aus Madison. Das Spiel läuft aktuell ca. 1 km von hier entfernt im Stadion Camp Randall und der letzte Stand war eine 13-0 Führung zur Halbzeit gegen Northern Iowa. Football ist hier der mit großem Abstand beliebteste Sport und selbst, wenn das Team nicht spielt, sind ca. 20% der Fußgänger auf der State Street in den roten Badger-Shirts, die es in allen möglichen Variationen an jeder Ecke zu kaufen gibt, zu sehen. Leider haben wir für das heutige Spiel keine Karten mehr bekommen, wir werden aber auf jeden Fall versuchen, das  nächste Spiel in 2 Wochen live im Stadion mitzuverfolgen. Zwar bleiben die genauen Regeln von Football trotz intensiven Studiums im Internet weiter unklar (Verwirrend sind insbesondere die verschiedenen Spielzüge, von denen es unbegrenzt viele gibt und die alle im sogenannten Playbook des jeweiligen Teams stehen), aber was letztenendes zählt ist die Stimmung und die ist bei 80000 Menschen im Stadion das Eintrittsgeld von 45$ sicherlich wert.

Ansonsten haben wir uns gut eingelebt. Bei meinem letzten Beitrag stand für mich noch  nicht fest, wer meine Mitbewohner sein würden, doch das klärte sich schon bald auf, als am nächsten Tag der erste zur Türe reinkam: "Hey how are you? My name is Markus!" "Bist du Deutscher?" "Österreicher"
Soviel also zu dem Plan, tagsüber hauptsächlich Englisch zu reden, der zweite Mitbewohner heißt übrigens Francesco und kommt asu Bari, Italien. Claus erwischte ebenfalls einen Österreicher und wenig später gesellte sich noch ein feierwütiger Däne dazu, der allerdings tagsüber kaum zu sehen ist und seine Präsenz eher mitten in der Nacht erahnen lässt. Merkwürdigerweise machen die Dänen in der Business School den Chinesen starke Konkurrenz, was ihre Präsenz hier in Madison angeht (Den Grund dafür konnte ich noch nicht herausfinden). Jedenfalls verstehe ich mich sowohl mit meinem italienischen Mitbewohner als auch mit den insgesamt 4 Österreichern im Appartmentkomplex ausgezeichnet und wir sind oft zusammen unterwegs, sei es zum Mittagessen oder einem abendlichen Bier auf der Terrasse am Lake Mendota. Letztere ist der Dreh- und Angelpunkt des Nachtlebens in Madison. Viele große Tische und genügend Sitzgelegenheiten laden zusammen mit Ständen für Essen und Getränke jeden Abend zu einem gemütlichen Feierabend ein (von dem noch nicht begonnenen Unialltag). Mehrmals in der Woche spielen zudem auf einer kleinen Bühne Bands oder es werden Filme gezeigt. Am Donnerstag waren Claus und ich zudem auf der Terrace beim Deutschen Stammtisch, zu dem uns unsere amerikanische Freundin Becca eingeladen hat. Es war ein sehr lustiger Abend, in dessen Verlauf nur Deutsch gesprochen wurde, was sehr amüsant war. Eines führt zudem zum anderen und so sind wir in ca. 1,5 Stunden zu unserem ersten amerikanischen Barbecue eingeladen, was etwas außerhalb von Madison stattfinden wird. Anschließend sind wir noch downtown zu einer WG Party eingeladen, zu der man nur mit einem Schnurrbart kommen darf. Es wurde die ernstzunehmende Drohung ausgesprochen, dass jeder, der ohne Schnurrbart kommt, mit Filzstift einen angemalt bekommt. Glücklicherweise konnte ich auf der State Street jedoch gestern noch ein Schnurrbartset zum Ankleben erstehen, was mir 6 verschiedenen Schnurrbärte zur Auswahl lässt (Aktueller Favorit ist Dali).

Was gibt es sonst noch über die Stadt Madison zu berichten? Einige Sachen fallen positiv auf, andere sind für Europäer nur schwer nachzuvollziehen. Positiv hervorzuheben sind das fast flächendeckende Wlan, was einen Internettarif fürs Handy quasi überflüssig macht. Die meiste Zeit kann man sich problemlos im Wlan der Uni einloggen und da die allermeisten Gebäude in der Innenstadt zur Uni gehören, ist man eigentlich nie lange ohne Netz. Ebenfalls ziemlich angenehm ist die Ausstattungsämtlicher Gebäude, sei es Restaurant oder Uni, mit ausgezeichnet funktionierenden Klimanlagen. Leider kann man nicht den ganzen Tag in diesen Gebäuden verbringen, was dazu führt, dass man bei großer Hitze einem ständigen Temperatursprung ausgesetzt ist, der einen nach ein paar mal rein und raus schon ganz schön mitnehmen kann. Auch super ist, dass so gut wie jedes Gebäude über einen Trinkwasserspender verfügt und auch in jedem Restaurant eisgekühltes Wasser ungefragt und komplett kostenlos serviert wird. Man kann so guten Gewissens auf das Bestellen eines Getränkes verzichten, was auch nicht als unhöflich angesehen wird. Softdrinks sind ebenfalls sehr billig und liegen bei maximal 2,60$ und sind so gut wie immer Free Refill (ungefragt!).

Sehr merkwürdig hingegen ist die allegegenwärtige Sales Tax von etwas über 5%, die auf so gut wie jede Rechnung noch draufgeschlagen wird. Man erfährt nie den Endpreis, bis man die Rechnung in der Hand hält und da nicht alle Sachen gleich besteuert werden, ist es oftmals schwer zu sagen, ob das Geld ausreichen wird oder nicht, vom vorher Zurechtlegen ganz zu schweigen. Münzen spielen sowieso eine sehr kleine Rolle, man gibt zumeist einfach immer irgendeinen Schein und steckt das Restgeld ungefragt ein. Die andere Art, mit der Sales Tax umzugehen (vorwiegend von den Amerikanern praktiziert) ist, selbst Kleinstbeträge einfach per Kreditkarte zu bezahlen, was überall problemlos funktioniert. Leider müsste man sich da immer aufschreiben, was man bezahlt hat, bzw. Belege sammeln uns sortieren, was das Ganze aus meiner Sicht weniger attraktiv macht.

Ebenfalls Probleme bereitet immer noch das teure Einkaufen um die Ecke, da für erträgliche Preise die Malls außerhalb mit dem Bus angefahren werden müssen, was zeitlich schwierig ist ohne Auto, denn die öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar benutzbar (als Student kostenlos), aber nicht mit dem deutschen Niveau in großen Städten vergleichbar. Somit sind wir froh, so zentral zu wohnen. Direkt um die Ecke befindet sich übrigens das SERF, ein Sportzentrum der Uni mit Krafträumen, 8 Basketballfeldern sowie einem Schwimmbad mitz 4 großen und 4 kleinen Bahnen sowie diversen weiteren Möglichkeiten, Spot aller Art zu betreiben. Auch das wird von Studiengebühren finnaziert und ist komplett kostenlos. Das wird wohl auch das Patentrezept gegen die unvermeidlich schlechtere Ernährung hier sein. Obwohl wir uns bemühen, ist es schwierig, sich so zu ernähren wie zu Hause, da viele Produkte nur schwer erhältlich sind. Einen Teilerfolg haben wir jedoch heute erzielt, als wir auf dem wöchentlichen Farmer's Market das erste knusprige Brot zum Schnäppchenpreis von nur 6$ erstehen konnten.


Es gäbe noch viele weitere Sachen zu erzählen, aber das muss bis zum nächsten Mal warten, denn das Barbecue ruft! Hier jedoch noch einige Bilder, die ich in den letzten Tagen aufgenommen habe:

Blick vom Kapitol auf Lake Mendota



Das zentrale Gebäude der Universität Bascom Hall
 Die  in Madison erscheinende Satirezeitschrift The Onion ist kostenlos und vielerorts in Madison verfügbar. Hier der letzte Leitartikel ;)


Bis zum nächsten Mal, wie immer bin ich für Anmerkungen aller Art immer offen. Kommentare dürfen gerne auch auf Facebook gepostet werden, wenn ihr euch hier nicht anmelden möchtet (was man glaube ich muss, um direkt zu kommentieren).

See you,

JP



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