Sonntag, 16. September 2012

First and Ten Wisconsin!

Dieser einfach zu merkende Satz muss vom gesamten Publikum wiederholt werden, nachdem er vom Stadionsprecher angesagt wurde.
Gestern war es endlich soweit und zusammen mit Becca und Karissa haben wir es ins Stadion Camp Randall zum zweiten Heimspiel der Saison von den Badgers geschafft! Die Stimmung war unglaublich, die Tickets in der Student Section hatte Becca uns für günstige 35$ besorgt (Regulär:45$) und somit bot sich uns die einmalige Möglichkeit, die Stimmung dieses Spiels einzufangen. zum besseren Verständnis versuche ich mal kurz, die Regeln zu skizzieren (die ich selbst nur in Umrissen verstehe):

Gespielt werden 4 mal 15 Minuten (quarters). Das Spielfeld ist 100 Yards lang, wobei in der Mitte die 50 Yards Line ist und es dann absteigend in beide Richtung bis in die Endzone der beiden Hälften weitergeht. Ziel des Spiels ist Raumgewinn. Dafür stehen der angreifenden Mannschaft immer 4 Versuche (Downs) zur Verfügung um 10 Yards voranzukommen (First an Ten Wisconsin bedeutet somit erster Versuch für die nächsten 10 Yards). In der Praxis ist der vierte Versuch jedoch meistens nur ein Wegkicken des Balls möglichst weit in die gegnerische Hälfte, damit bei einem Misserfolg dass andere Team von hinten anfangen muss. Punkte gibts für das Tragen in die gegnerische Endzone (6) oder ein Fieldgoal (Schuss zwischen die Torstangen, 3). Nach einem Touchdown bekommt man noch die Möglichkeit zu einem Kick aus dem Feld heraus, was dann nochmal einen Punkt gibt. Das Angriffsrecht wechselt, wenn nach 4 Versuchen keine 10 Yards geschafft wurden oder nach erzielten Punkten. Um den Raumgewinn zu realisieren gibt es unendlich viele vorher im Playbook festgelegte Spielzüge, die die Offense ausführen kann. Jede Mannschaft wechselt alle Spieler aus, wenn von Offense auf Defense oder umgekehrt umgestellt werden muss.

Klingt alles ziemlich langweilig? Ist es teilweise auch, manchmal aber auch ganz schön spannend. So lagen die Badgers 11 Sekunden vor Schluss mit 16-14 in Führung und die gegnerische Mannschaft (Utah State) hatte die Möglichkeit zu einem Fieldgoal, der Ball ging jedoch knapp rechts vorbei an den Torstangen, was Wisconsin den Sieg sicherte!

Danach gab es das für die Badgers typische 5th quarter, was 20 Minuten lang Singen und verschiedene Choreographien für das Publikum bedeutete, der Takt wurde von der Marching Band vorgegeben, die in Pausen und vor sowie nach dem Spiel spielte.

Die Atmosphäre war einfach gigantisch, das Stadion war voll besetzt mit gut 80000 Zuschauern (!). Ich habe auch den Eindruck, dass es da weniger um den Sport an sich, sondern mehr um die gute Stimmung und das gemeinsame Feiern geht, eine gehörige Portion Stolz auf die eigene Universität ist mit Sicherheit auch dabei. Ich habe einige Leute im Vorfeld des Spiels getroffen, die auch nicht mehr von den Regeln verstehen als wir, aber dass ist eigentlich auch überhaupt nicht nötig, um dort Spaß zu haben. Erstaunt war ich auch, als ich vor einigen Tagen erfahren habe, dass das im Prinzip keine professionellen Teams sind, alle Spieler sind Studenten an der UW. Was professionellen Football angeht, sind die Green Bay Packers in Wisconsin das Maß aller Dinge, die vor 2 Jahren sogar den Superbowl gewinnen konnten! Dementsprechend kann man die meisten Menschen auf der Straße an Packers Spieltagen in Grün sehen, an Badgers Spieltagen in Rot, was sehr lustig anzusehen ist.


Nach dem Spiel (der eigentliche Plan, danach zu Lernen, war im Nachhinein gesehen absolut unrealistisch und wurde schnell verworfen) gings noch zu einer Studentenverbindung (Fraternity), wo wir noch gemütlich ein Bier getrunken haben. Selbst wenn Becca niemanden dort gekannt hätte, wäre es kein Problem gewesen, einfach ins Haus zu gehen und ein Bier zu bekommen, da es eher den Charakter einer Party hatte, zu der kommen konnte, wer will. Später gings dann noch weiter zu einer privaten Party unseres Freundes John, der gleich bei uns um die Ecke in einem unvorstellbar großen Appartmentkomplex wohnt (15 Stockwerke mit je ca. 50 Wohnungen). Wieder einmal wurde uns vor Augen geführt, dass unsere Unterkunft eigentlich total überteuert ist, denn John zahlte für das wirklich luxuriöse Appartment mit einem Mitbewohner wesentlich weniger als wir. Einziger Trost bleibt, dass für ein Semester die Möglichkeiten wirklich beschränkt sind. Für ein Jahr hätten wir jedoch alle Möglichkeiten gehabt, denn am 14. August ist Moving Day in Madison, was bedeutet, dass fast jeder in der Stadt, der zur Miete wohnt, umzieht. Das klingt total verrückt, ist aber wirklich so, alle Verträge gehen nur genau 1 Jahr und Verlängerung ist absolut unüblich, was bewirkt, dass sich an den Straßenrändern der Sperrmüll türmt und die Hotels voll sind mit denen, die Probleme beim Übergang haben.

An dieser Stelle werde ich jetzt einfach mal abbrechen, da ein Verbesserungsvorschlag, der von mehreren Seiten kam, war, die Beiträge kürzer zu halten und dafür öfter zu posten, was ich gerne versuchen will.

Ich hoffe, die kleine Regelkunde hat euch nicht gelangweilt, nächstes Mal berichte ich entweder mal über die Kurse, die belegt habe (die teilweise sehr interessant sind) und über unmögliche Getränke, die man entweder mal probiert haben muss oder tunlichst vermeiden sollte (oder beides).

Hier noch einige Fotos vom Spieltag:



                                                  Nein, die Häuser sind nicht aus Stein...                  

                                                                v.l.n.r. Karissa, Becca, Claus

                                                       Mitsingen (oder so tun) ist angesagt!



                                           Wer errät den Schriftzug auf dem Spielfeld?

Bis zum nächsten Mal, Sconnies!

Euer JP

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