Freitag, 12. Oktober 2012

Obama in Madison!

Hallo zusammen,

es ist leider einige Zeit vergangen, seitdem ich meinen letzten Eintrag hier geschrieben habe, was hauptsächlich damit zusammenhängt, dass die Uni in den letzten zwei Wochen sehr fordernd war. Jetzt finde ich jedoch endlich die Zeit, um von einem besonderen Ereignis zu berichten. Hatten wir vor 3 Wochen noch erfolglos versucht, Tickets für Präsident Obama's Besuch in Milwaukee zu bekommen, stellte sich bald darauf heraus, dass er tatsächlich auch kurzfristig Madison einen Besuch abstatten wollte. Ein Ticket hierfür zu bekommen war darüberhinaus äußerst einfach, man musste lediglich ein kurzes Onlineformular ausfüllen und bekam sein Ticket direkt zum ausdrucken per Email zugeschickt. Das ganze fand auf der Wiese vor dem zentralen Universitätsgebäude (Bascom Hall) auf dem Bascom Hill statt. Am Donnerstag sollten die Tore um 12.00 mittags aufmachen und wir überlegten, was eine kluge Zeit wäre, zu kommen. Das Problem war, dass ich von 11.00-12.15 Uni hatte. Zwar findet die Vorlesung ganz in der Nähe statt, trotzdem gehörte das Social Sciences Building (Ja, VWL gehört zu den Sozialwissenschaften!) nicht zu denjenigen, die an diesem Tag aus Sicherheitsgründen gänzlich geschlossen bleiben sollten. In der mit nur neun Studenten besetzten Vorlesung traute sich dann auch keiner, zu fragen, ob man am Donnerstag kommen müsse-mich eingeschlossen. Einen Tag später jedoch hatte sich ein Student dazu aufgerafft, dem Prof. eine Email zu schreiben und dieser antwortete allen Studenten, er habe vor, normalen Unterricht über die volle Länge zu halten, er würde es jedoch niemandem verübeln, wenn er nicht käme oder früher gehen würde. Einen Tag später kam eine zweite Mail, in der er meinte, die kritische Masse der Studenten, die kommen würden, sei mittlerweile unterschritten und er werde die Vorlesung später im Semester nachholen. Somit war das geklärt und ich verabredete mich am Tag vor der Rede mit Karissa um 10.00 zum gemeinsamen Anstehen. Claus hatte ich das dummerweise nicht mehr gesagt, sodass dieser am nächsten morgen einige Anstrengungen unternehmen musste, uns in der Schlange zu finden. Wir liefen dann, nachdem wir uns getroffen hatten, erstmal ziemlich lange in die falsche Richtung, um irgendwann eine Drehung zu machen und am Ende der Schlange angekommen zu sein. Die Wartezeit konnte man sich damit vertreiben, auf gut Glück zu versuchen,  das Uni-Wlan seines Handys außerhalb der Gebäude der Uni zu empfangen oder den Freiwilligen zuzuhören, die Sticker verteilten (Romney for President-of the Cayman Islands) und Reden hielten. Zudem wurde man unendlich oft von Leuten angesprochen, die einen fragten, ob man für die Wahl registriert sei. In den USA muss man sich nämlich nach jedem Umzug neu registrieren, um das Wahlrecht zu erhalten, was zu Hunderten Freiwilligen Wahlhelfern führt, die einen auf der Straße ansprechen (und in der Schlange kann man nicht entkommen). Die ersten 5 mal antwortete ich immer mit "I'm not eligible to vote here", danach schwenkte ich auf "Yeah!" um und am Ende nickte ich nur noch überzeugend mit dem Kopf. Dank meiner Größe trafen wir in der Schlange noch einige andere Leute, die ich kannte (Travis vom Zocken, Becca's Cousine Shaina und Claus' Mitbewohner Patrick) und um ca. halb 1 waren wir dann drin. Die Tickets (ich hatte meines daheim vergessen und versuchte über 2 Stunden, meinen Unimailaccount zu öffnen) waren unwichtig und sollten nur hochgehalten werden, überprüft wurde jedoch nichts. Stattdessen gab's noch die obligatorische Sicherheitsschleuse und schon waren wir auf der Wiese angekommen und nahmen mittelprächtige Plätze ein. Später berichteten Freunde von uns, dass sie erst um 12.00 gekommen waren und fast ganz vorne standen- wir waren wohl nicht dreist genug. Es folgte eine dreistündige Wartezeit, in der unter anderem der Bürgermeister sowie die demokratische Kandidatin für den Senat Tammy Baldwin und fünf andere Personen kurze Reden hielten, sowie die Pledge of Allegiance (das Treuegelöbnis zu Nation und Flagge) und ein Gebet gesprochen und die Nationalhymne gesungen wurden. Trotzdem war die meiste Zeit nur Warten und auch wenn Wasser umsonst verteilt wurde, bekam ich langsam Hunger, Essen war jedoch nicht erlaubt hinter der Sicherheitskontrolle und verkauft wurde auch nichts. Dann endlich um 15.20 wurde Obama im Militärhubschrauber eingeflogen und nachdem sich auch zahlreiche Scharfschützen auf den Dächern postiert hatten, begann der Auftritt unter frenetischem Jubel.

 Die halbstündige Rede war recht witzig gemacht und nachdem er mit ein paar auswendig gelernten Fakten über Madison angefangen hatte ("Go Badgers!" und "I've been told this is good practice for Halloween on State Street!") erzählte er von dem TV-Duell, das zwischen Mitt Romney und ihm am Abend zuvor in Denver stattgefunden hatte. Den Ausschnitt davon könnt ihr euch hier angucken! Er sprach viel über die Mittelklasse, seine Gesundheitsreform und prangerte Romneys Steuerentlastung für die Reichen an (Lieblingssatz der Demokraten: "We wanna build this country from the middle up-not from the top down"). Alles in allem war es eine gute Rede, die zwar meist etwas oberflächlich war (Zahlen kamen praktisch keine vor), aber die Menge begeistern konnte und sehr überzeugend vorgetragen wurde.
Nach der Rede waren zahlreiche Straßen noch gesperrt und schwarze Limousinen und Polizeiwagen fuhren durch die Straßen, zu erkennen war jedoch da nichts. Trotzdem standen die Menschen an den Straßenrändern und jubelten.
Alles in allem war es ein furchtbar anstrengender Tag, jedoch hat es sich definitiv gelohnt, Barack Obama einmal live zu sehen! Hier sind noch einige Bilder von der Veranstaltung:


Live on Stage


Panorama-Blick

Karissa's Trick


Blick auf Bascom Hall

Die Scharfschützen nehmen Position ein


Bis bald,

Euer JP

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