Sonntag, 30. September 2012

Grüetzi Mitenand!


Und herzlich willkommen zu einem neuen Blogeintrag von meinem Auslandssemester aus der Schweiz! Heute mit ausführlicher Berichterstattung vom Oktoberfest, auf dem wir heute waren. Moment mal, Schweiz, Oktoberfest? Ihr seid verwirrt? Das passt alles gar nicht zusammen? War der nicht eigentlich in den Staaten? Richtig! Und hier ist bekanntlich alles möglich, deshalb ging's heute mittag ca. 25 Meilen nach New Glarus, eine von den Schweizern im 19. Jahrhundert errichtete Siedlung, mittlerweile zur Kleinstadt avanciert, ohne jedoch was von seiner Beschaulichkeit eingebüßt zu haben.






 Der Ausflug wurde vom German Club organisiert, was aber eigentlich nur bedeutete, dass man sich möglichst effizient auf mehrere Autos aufteilt, um Hin- und Rückfahrt zu sichern. Nachdem Becca uns um 13.00 abgeholt hatte (quasi mitten in der Nacht), machten wir uns auf den Weg und konnten die wunderschöne Landschaft Wisconsins zu Herbstbeginn genießen. Hätte zumindest so sein können, wenn wir nicht noch mit den Nachwirkungen von Claus' Geburtstagsfeier am Tag zuvor zu kämpfen gehabt hätten. Man möchte meinen, es sei eine sichere Sache, abends wegzugehen und am nächsten Tag einigermaßen fit zu sein, schreibt doch das Gesetz die Schließung sämtlicher Bars und Kneipen um 2.00 Uhr morgens vor. Die Realität sieht jedoch so aus, dass man dann erstmal auf die glorreiche Idee kommt, was essen zu gehen, was dazu führt, dass einige Läden mitten in der Nacht total überlaufen sind. Nachdem wir also noch bei einem Mexikaner waren und Tacos/ Burritos/ Enchiladas/ Empanadas/ Tortillas (wahrscheinlich nicht alles davon, aber irgendwas stimmt sicher) gegessen hatten, ging's noch auf Einladung von Claus auf ein Bier mit in seine Wohnung und so schafften wir das Kunststück, am nächsten morgen ziemlich fertig zu sein.

 In New Glarus angekommen erwartete uns eine sehenswerte Kleinstadt, die zur Hälfte die üblichen Häuser mit großem Vorgarten im amerikanischen Stil bot und zur anderen Hälfte an das Walliser Dorf im Europapark erinnerte. Das Oktoberfest selber bestand aus einem großen offenen Zelt, diversen Ständen, die Bratwurst mit Sauerkraut und Senf verkauften ($4) oder eine Riesenbrezel mit Käsedip ($8). Dazu konnte man verschiedene Biere der New Glarus Brauerei (die auch Spotted Cow herstellt) trinken. Davon hielten mich aber einerseits der vorige Abend ab und andererseits der etwas überhöhte Preis von $5 (Wasser: $1). Auf dem Fest trafen wir noch Jesse, den bis dahin niemand kannte. Da er aber original Lederhosen sowie einen Jägerhut trug, wurde er von Becca direkt angesprochen und gesellte sich zu uns. Es stellte sich heraus, dass er 2 Jahre in Bregenz und in Langen (bei Frankfurt) Germanistik studiert hatte und somit sehr gut deutsch sprach und als Übersetzer arbeitete.



Nachdem wir einige Zeit bei zu lauter Musik (die mit Oktoberfest nichts zu tun hatte) im Zelt verbracht hatten, entschlossen wir uns, noch ein bisschen durch die Stadt zu laufen und fanden uns bald auf dem Weg zum "Traditional Swiss Village" wieder, einer Replik eines Schweizer Dorfes. $9 Eintritt waren uns dann aber doch zuviel und überhaupt könnte ich auch einfach in die Schweiz fahren, wenn ich wieder zu Hause bin. Auf dem Rückweg machten wir noch halt in einem Käse- und Schokoladengeschäft und kauften uns Käse, der, den Proben nach zu urteilen, sehr gut schmeckte. Leider verpassten wir es, die New Glarus Brewery zu besichtigen, aber das werden wir bestimmt demnächst einmal nachholen, schließlich ist der Weg nicht sehr weit und alle dort hergestellten Biere, die ich bisher probiert habe, schmeckten ausgezeichnet, das wäre also definitiv einen Trip wert!

Zum Schluss möchte ich euch noch einige Fotos zeigen:




















Bis zum nächsten Mal!

Tschau zämme


PS: DAS bin nicht ich, ehrlich!

http://jp-in-the-usa.blogspot.com/

Donnerstag, 20. September 2012

US Drinking Habits- A European Perspective!

So oder so ähnlich könnte ich eigentlich meine Masterarbeit nennen (Bei Prof. Schulze sollte ich mit dem Thema wohl durchkommen), klingt jedenfalls ziemlich wissenschaftlich. Heute will ich also mal über Getränke berichten, die ich in den USA bisher probieren konnte und auch ein bisschen über die verschiedenen Vor- und Nachteile reden, die die amerikanische Kultur bei der ganzen Sache mit sich bringt. Es war mir vor meiner Reise nicht so wirklich bewusst, mein "Wissen" beschränkte sich auf folgende Klischees:

- Das Bier wird wohl recht wässrig werden
-Mineralwasser mit Kohlensäure kann ich wohl abschreiben
-Softdrinks sollten wohl allgegenwärtig sein

Das stimmt auch im Großen und Ganzen so, es gab jedoch bereits einige Überraschungen:


Bier

Ja mit dem Bier ist das so ne Sache. Am Anfang denkt man sich so, das schmeckt genauso, wie man es sich vorgestellt hat und "Darf sich so was Bier nennen?", mit der Zeit jedoch gewöhnt man sich an den anderen Geschmack und merkt, dass es große Unterschiede gibt. Unser Favorit heißt "Spotted Cow" und kommt von einer lokalen Brauerei aus Wisconsin, ich glaube, es geht sogar als Ale durch, auch wenn man davon, wie ich finde, nicht viel merkt. Auf der Terrace für faire $12,25 je Pitcher erhältlich, knöpft der Supermarkt um die Ecke einem für ein Sixpack schon dreiste $7,99 ab. Dann gibt es die großen Brauereien wie Miller und zahlreiche andere, die sich unterschiedlicher Beliebtheit erfreuen und zwischen trinkbar und wirklich mies rangieren. Eine wichtige Sache, die man beim Kauf beachten muss, ist die Unterscheidung zwischen Light beer und Lite beer: Ersteres hat weniger Kalorien, zweiteres weniger Alkohol (da muss man auch erstmal drauf kommen). Ebenfalls gibt es einige Bars downtown, die eine sehr große Auswahl an gezapften Bieren wie Flaschenbieren im Angebot haben, auch wenn das schnell mal teuer werden kann. Einige Pubs wie zB der sehr gute "Great Dane" bieten ebenfalls sehr viele Bierspezialitäten an, die mit zum Besten gehören, was hier erhältlich ist und das zu erschwinglichen Preisen. Sich hier durchzuprobieren kann sowohl interessant als auch lehrreich sein.

Wasser

Was Wasser angeht, trinken die meisten Amerikaner wohl einfach Leitungswasser, dass für meinen Geschmack aber mit viel zu viel Chlor versetzt und kaum trinkbar ist. In allen öffentlichen Gebäuden gibt es Wasserspender, die auf Knopfdruck eine kleine Fontäne sprudeln lassen, von der man dann direkt trinken kann, was zunächst einige Übung erfordert, aber gerade im Serf (Fitnesscenter der Uni) sehr praktisch ist. Ob das Leitungswasser gefiltert wird, kann ich noch nicht abschließend beurteilen, es hängt evtl. vom Gebäude ab, da es manchmal gut schmeckt, manchmal furchtbar. Ansonsten bieten die meistens Supermärkte Plastikkanister zum selbst Befüllen an, was pro Gallone (go google that!) $0,49 kostet. Will man Mineralwasser kaufen, muss man einen größeren Supermarkt aufsuchen und kann meistens San Pellegrino kaufen, was aber recht teuer ist und ich muss sagen, dass man sich an stilles Wasser wirklich gewöhnen kann. In Restaurants bekommt man meist ungefragt Gläser mit Wasser (und ganz viel Eis) auf den Tisch gestellt, was kostenlos ist. Falls nicht, kann man danach fragen, was absolut üblich ist. Somit kann man bei jedem Restaurantbesuch bedenkenlos das Geld für ein Getränk sparen. Free Refill wird auch (meistens ungefragt) schneller von den Bedienungen ausgeführt, als man trinken kann, sodass ich meistens bis zum Schluss mit einem mindestens 3/4 vollen Glas da sitze.

Softdrinks

Allgemein hier als Soda bezeichnet, kann überall gekauft werden und ist spottbillig. Kostet in guten Restaurants mit Free Refill ca. $2, an Straßenständen oder in Schnellimbissrestaurants $1. Die Dosen sind wesentlich dünner und ploppen gefühlt etwa doppelt so laut.

Mountain Dew

Das Äquivalent zu Sprite, wobei letzteres auch erhältlich ist, packt nochmal ne gewaltige Portion Süße drauf (das Diet Mountain Dew ist noch süßer als normale Sprite). Ist in Europa und insbesondere in Deutschland kaum erhältlich, da in der US-Rezeptur einige potenziell gesundheitsschädigende Stoffe enthalten sind, man möge sich sein eigenes Bild davon machen...

Root Beer

Heißt vermutlich so, weil es die Wurzel allen Übels ist, was schlechten Geschmack angeht, sich aber mindestens so gut vekauft wie Bier. Geschmacklich etwa 50% Kaugummi und 50% Hustensaft, kein Alkoholgehalt. Nie wieder!

Energy-Drinks

Werden von den verschiedenen auch in Deutschland bekannten Anbietern in unterschiedlichen Größen angeboten. Neu ist eine Fokussierung auf Iced Coffee oder Mocca Drinks mit dem üblichen Koffeinzusatz, sieht erstmal unvorstellbar aus, wenn man damit klassische Energydrinks assoziert, schmeckt aber nicht viel anders als irgendwas Kaltes bei Starbucks.




                         Was kommt dabei raus, wenn der "Dairy State" auch noch "Very German" ist?



                                                                    A special challenge

                                                         Ach das hat Lana Del Rey gemeint...




                                  Sieht verrückt aus, aber wer weiß, bei viel Unistress vllt. eine Option?


                                  Bis zum nächsten Mal!

                                  Euer

                                  JP

Sonntag, 16. September 2012

First and Ten Wisconsin!

Dieser einfach zu merkende Satz muss vom gesamten Publikum wiederholt werden, nachdem er vom Stadionsprecher angesagt wurde.
Gestern war es endlich soweit und zusammen mit Becca und Karissa haben wir es ins Stadion Camp Randall zum zweiten Heimspiel der Saison von den Badgers geschafft! Die Stimmung war unglaublich, die Tickets in der Student Section hatte Becca uns für günstige 35$ besorgt (Regulär:45$) und somit bot sich uns die einmalige Möglichkeit, die Stimmung dieses Spiels einzufangen. zum besseren Verständnis versuche ich mal kurz, die Regeln zu skizzieren (die ich selbst nur in Umrissen verstehe):

Gespielt werden 4 mal 15 Minuten (quarters). Das Spielfeld ist 100 Yards lang, wobei in der Mitte die 50 Yards Line ist und es dann absteigend in beide Richtung bis in die Endzone der beiden Hälften weitergeht. Ziel des Spiels ist Raumgewinn. Dafür stehen der angreifenden Mannschaft immer 4 Versuche (Downs) zur Verfügung um 10 Yards voranzukommen (First an Ten Wisconsin bedeutet somit erster Versuch für die nächsten 10 Yards). In der Praxis ist der vierte Versuch jedoch meistens nur ein Wegkicken des Balls möglichst weit in die gegnerische Hälfte, damit bei einem Misserfolg dass andere Team von hinten anfangen muss. Punkte gibts für das Tragen in die gegnerische Endzone (6) oder ein Fieldgoal (Schuss zwischen die Torstangen, 3). Nach einem Touchdown bekommt man noch die Möglichkeit zu einem Kick aus dem Feld heraus, was dann nochmal einen Punkt gibt. Das Angriffsrecht wechselt, wenn nach 4 Versuchen keine 10 Yards geschafft wurden oder nach erzielten Punkten. Um den Raumgewinn zu realisieren gibt es unendlich viele vorher im Playbook festgelegte Spielzüge, die die Offense ausführen kann. Jede Mannschaft wechselt alle Spieler aus, wenn von Offense auf Defense oder umgekehrt umgestellt werden muss.

Klingt alles ziemlich langweilig? Ist es teilweise auch, manchmal aber auch ganz schön spannend. So lagen die Badgers 11 Sekunden vor Schluss mit 16-14 in Führung und die gegnerische Mannschaft (Utah State) hatte die Möglichkeit zu einem Fieldgoal, der Ball ging jedoch knapp rechts vorbei an den Torstangen, was Wisconsin den Sieg sicherte!

Danach gab es das für die Badgers typische 5th quarter, was 20 Minuten lang Singen und verschiedene Choreographien für das Publikum bedeutete, der Takt wurde von der Marching Band vorgegeben, die in Pausen und vor sowie nach dem Spiel spielte.

Die Atmosphäre war einfach gigantisch, das Stadion war voll besetzt mit gut 80000 Zuschauern (!). Ich habe auch den Eindruck, dass es da weniger um den Sport an sich, sondern mehr um die gute Stimmung und das gemeinsame Feiern geht, eine gehörige Portion Stolz auf die eigene Universität ist mit Sicherheit auch dabei. Ich habe einige Leute im Vorfeld des Spiels getroffen, die auch nicht mehr von den Regeln verstehen als wir, aber dass ist eigentlich auch überhaupt nicht nötig, um dort Spaß zu haben. Erstaunt war ich auch, als ich vor einigen Tagen erfahren habe, dass das im Prinzip keine professionellen Teams sind, alle Spieler sind Studenten an der UW. Was professionellen Football angeht, sind die Green Bay Packers in Wisconsin das Maß aller Dinge, die vor 2 Jahren sogar den Superbowl gewinnen konnten! Dementsprechend kann man die meisten Menschen auf der Straße an Packers Spieltagen in Grün sehen, an Badgers Spieltagen in Rot, was sehr lustig anzusehen ist.


Nach dem Spiel (der eigentliche Plan, danach zu Lernen, war im Nachhinein gesehen absolut unrealistisch und wurde schnell verworfen) gings noch zu einer Studentenverbindung (Fraternity), wo wir noch gemütlich ein Bier getrunken haben. Selbst wenn Becca niemanden dort gekannt hätte, wäre es kein Problem gewesen, einfach ins Haus zu gehen und ein Bier zu bekommen, da es eher den Charakter einer Party hatte, zu der kommen konnte, wer will. Später gings dann noch weiter zu einer privaten Party unseres Freundes John, der gleich bei uns um die Ecke in einem unvorstellbar großen Appartmentkomplex wohnt (15 Stockwerke mit je ca. 50 Wohnungen). Wieder einmal wurde uns vor Augen geführt, dass unsere Unterkunft eigentlich total überteuert ist, denn John zahlte für das wirklich luxuriöse Appartment mit einem Mitbewohner wesentlich weniger als wir. Einziger Trost bleibt, dass für ein Semester die Möglichkeiten wirklich beschränkt sind. Für ein Jahr hätten wir jedoch alle Möglichkeiten gehabt, denn am 14. August ist Moving Day in Madison, was bedeutet, dass fast jeder in der Stadt, der zur Miete wohnt, umzieht. Das klingt total verrückt, ist aber wirklich so, alle Verträge gehen nur genau 1 Jahr und Verlängerung ist absolut unüblich, was bewirkt, dass sich an den Straßenrändern der Sperrmüll türmt und die Hotels voll sind mit denen, die Probleme beim Übergang haben.

An dieser Stelle werde ich jetzt einfach mal abbrechen, da ein Verbesserungsvorschlag, der von mehreren Seiten kam, war, die Beiträge kürzer zu halten und dafür öfter zu posten, was ich gerne versuchen will.

Ich hoffe, die kleine Regelkunde hat euch nicht gelangweilt, nächstes Mal berichte ich entweder mal über die Kurse, die belegt habe (die teilweise sehr interessant sind) und über unmögliche Getränke, die man entweder mal probiert haben muss oder tunlichst vermeiden sollte (oder beides).

Hier noch einige Fotos vom Spieltag:



                                                  Nein, die Häuser sind nicht aus Stein...                  

                                                                v.l.n.r. Karissa, Becca, Claus

                                                       Mitsingen (oder so tun) ist angesagt!



                                           Wer errät den Schriftzug auf dem Spielfeld?

Bis zum nächsten Mal, Sconnies!

Euer JP

Samstag, 1. September 2012

The City's all in red...

und Nein, Claus hat es nicht binnen einer Woche geschafft, Madison in ein linkes Lager zu verwandeln. Heute ist viel mehr der Saisonauftakt der Badgers, des Football-Teams aus Madison. Das Spiel läuft aktuell ca. 1 km von hier entfernt im Stadion Camp Randall und der letzte Stand war eine 13-0 Führung zur Halbzeit gegen Northern Iowa. Football ist hier der mit großem Abstand beliebteste Sport und selbst, wenn das Team nicht spielt, sind ca. 20% der Fußgänger auf der State Street in den roten Badger-Shirts, die es in allen möglichen Variationen an jeder Ecke zu kaufen gibt, zu sehen. Leider haben wir für das heutige Spiel keine Karten mehr bekommen, wir werden aber auf jeden Fall versuchen, das  nächste Spiel in 2 Wochen live im Stadion mitzuverfolgen. Zwar bleiben die genauen Regeln von Football trotz intensiven Studiums im Internet weiter unklar (Verwirrend sind insbesondere die verschiedenen Spielzüge, von denen es unbegrenzt viele gibt und die alle im sogenannten Playbook des jeweiligen Teams stehen), aber was letztenendes zählt ist die Stimmung und die ist bei 80000 Menschen im Stadion das Eintrittsgeld von 45$ sicherlich wert.

Ansonsten haben wir uns gut eingelebt. Bei meinem letzten Beitrag stand für mich noch  nicht fest, wer meine Mitbewohner sein würden, doch das klärte sich schon bald auf, als am nächsten Tag der erste zur Türe reinkam: "Hey how are you? My name is Markus!" "Bist du Deutscher?" "Österreicher"
Soviel also zu dem Plan, tagsüber hauptsächlich Englisch zu reden, der zweite Mitbewohner heißt übrigens Francesco und kommt asu Bari, Italien. Claus erwischte ebenfalls einen Österreicher und wenig später gesellte sich noch ein feierwütiger Däne dazu, der allerdings tagsüber kaum zu sehen ist und seine Präsenz eher mitten in der Nacht erahnen lässt. Merkwürdigerweise machen die Dänen in der Business School den Chinesen starke Konkurrenz, was ihre Präsenz hier in Madison angeht (Den Grund dafür konnte ich noch nicht herausfinden). Jedenfalls verstehe ich mich sowohl mit meinem italienischen Mitbewohner als auch mit den insgesamt 4 Österreichern im Appartmentkomplex ausgezeichnet und wir sind oft zusammen unterwegs, sei es zum Mittagessen oder einem abendlichen Bier auf der Terrasse am Lake Mendota. Letztere ist der Dreh- und Angelpunkt des Nachtlebens in Madison. Viele große Tische und genügend Sitzgelegenheiten laden zusammen mit Ständen für Essen und Getränke jeden Abend zu einem gemütlichen Feierabend ein (von dem noch nicht begonnenen Unialltag). Mehrmals in der Woche spielen zudem auf einer kleinen Bühne Bands oder es werden Filme gezeigt. Am Donnerstag waren Claus und ich zudem auf der Terrace beim Deutschen Stammtisch, zu dem uns unsere amerikanische Freundin Becca eingeladen hat. Es war ein sehr lustiger Abend, in dessen Verlauf nur Deutsch gesprochen wurde, was sehr amüsant war. Eines führt zudem zum anderen und so sind wir in ca. 1,5 Stunden zu unserem ersten amerikanischen Barbecue eingeladen, was etwas außerhalb von Madison stattfinden wird. Anschließend sind wir noch downtown zu einer WG Party eingeladen, zu der man nur mit einem Schnurrbart kommen darf. Es wurde die ernstzunehmende Drohung ausgesprochen, dass jeder, der ohne Schnurrbart kommt, mit Filzstift einen angemalt bekommt. Glücklicherweise konnte ich auf der State Street jedoch gestern noch ein Schnurrbartset zum Ankleben erstehen, was mir 6 verschiedenen Schnurrbärte zur Auswahl lässt (Aktueller Favorit ist Dali).

Was gibt es sonst noch über die Stadt Madison zu berichten? Einige Sachen fallen positiv auf, andere sind für Europäer nur schwer nachzuvollziehen. Positiv hervorzuheben sind das fast flächendeckende Wlan, was einen Internettarif fürs Handy quasi überflüssig macht. Die meiste Zeit kann man sich problemlos im Wlan der Uni einloggen und da die allermeisten Gebäude in der Innenstadt zur Uni gehören, ist man eigentlich nie lange ohne Netz. Ebenfalls ziemlich angenehm ist die Ausstattungsämtlicher Gebäude, sei es Restaurant oder Uni, mit ausgezeichnet funktionierenden Klimanlagen. Leider kann man nicht den ganzen Tag in diesen Gebäuden verbringen, was dazu führt, dass man bei großer Hitze einem ständigen Temperatursprung ausgesetzt ist, der einen nach ein paar mal rein und raus schon ganz schön mitnehmen kann. Auch super ist, dass so gut wie jedes Gebäude über einen Trinkwasserspender verfügt und auch in jedem Restaurant eisgekühltes Wasser ungefragt und komplett kostenlos serviert wird. Man kann so guten Gewissens auf das Bestellen eines Getränkes verzichten, was auch nicht als unhöflich angesehen wird. Softdrinks sind ebenfalls sehr billig und liegen bei maximal 2,60$ und sind so gut wie immer Free Refill (ungefragt!).

Sehr merkwürdig hingegen ist die allegegenwärtige Sales Tax von etwas über 5%, die auf so gut wie jede Rechnung noch draufgeschlagen wird. Man erfährt nie den Endpreis, bis man die Rechnung in der Hand hält und da nicht alle Sachen gleich besteuert werden, ist es oftmals schwer zu sagen, ob das Geld ausreichen wird oder nicht, vom vorher Zurechtlegen ganz zu schweigen. Münzen spielen sowieso eine sehr kleine Rolle, man gibt zumeist einfach immer irgendeinen Schein und steckt das Restgeld ungefragt ein. Die andere Art, mit der Sales Tax umzugehen (vorwiegend von den Amerikanern praktiziert) ist, selbst Kleinstbeträge einfach per Kreditkarte zu bezahlen, was überall problemlos funktioniert. Leider müsste man sich da immer aufschreiben, was man bezahlt hat, bzw. Belege sammeln uns sortieren, was das Ganze aus meiner Sicht weniger attraktiv macht.

Ebenfalls Probleme bereitet immer noch das teure Einkaufen um die Ecke, da für erträgliche Preise die Malls außerhalb mit dem Bus angefahren werden müssen, was zeitlich schwierig ist ohne Auto, denn die öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar benutzbar (als Student kostenlos), aber nicht mit dem deutschen Niveau in großen Städten vergleichbar. Somit sind wir froh, so zentral zu wohnen. Direkt um die Ecke befindet sich übrigens das SERF, ein Sportzentrum der Uni mit Krafträumen, 8 Basketballfeldern sowie einem Schwimmbad mitz 4 großen und 4 kleinen Bahnen sowie diversen weiteren Möglichkeiten, Spot aller Art zu betreiben. Auch das wird von Studiengebühren finnaziert und ist komplett kostenlos. Das wird wohl auch das Patentrezept gegen die unvermeidlich schlechtere Ernährung hier sein. Obwohl wir uns bemühen, ist es schwierig, sich so zu ernähren wie zu Hause, da viele Produkte nur schwer erhältlich sind. Einen Teilerfolg haben wir jedoch heute erzielt, als wir auf dem wöchentlichen Farmer's Market das erste knusprige Brot zum Schnäppchenpreis von nur 6$ erstehen konnten.


Es gäbe noch viele weitere Sachen zu erzählen, aber das muss bis zum nächsten Mal warten, denn das Barbecue ruft! Hier jedoch noch einige Bilder, die ich in den letzten Tagen aufgenommen habe:

Blick vom Kapitol auf Lake Mendota



Das zentrale Gebäude der Universität Bascom Hall
 Die  in Madison erscheinende Satirezeitschrift The Onion ist kostenlos und vielerorts in Madison verfügbar. Hier der letzte Leitartikel ;)


Bis zum nächsten Mal, wie immer bin ich für Anmerkungen aller Art immer offen. Kommentare dürfen gerne auch auf Facebook gepostet werden, wenn ihr euch hier nicht anmelden möchtet (was man glaube ich muss, um direkt zu kommentieren).

See you,

JP